< Zurück zur übersicht

praktisches wissen

Eine Einsicht in den Cannabis-Anbau:
Vom Samen bis zur Ernte

Während die Politik noch über das Inkrafttreten des Cannabis-Entkriminalisierungsgesetzes debattiert, machen sich bereits viele Menschen Gedanken darüber, wie sich die Legalisierung auf ihr persönliches Leben auswirken wird. Eine repräsentative Umfrage von t-online bietet Einblicke in die Einstellungen der Deutschen zur Legalisierung und zum Eigenanbau von Cannabis. Laut der Umfrage plant etwa jeder zehnte Deutsche (11 Prozent) nach der Legalisierung von Cannabis, seine eigenen Pflanzen anzubauen, während weitere 5 Prozent noch unentschieden sind.

Für all diejenigen, die gerne selbst anbauen möchten, aber sich nicht sicher sind, wie es geht, bieten wir hier eine kleine Einführung in den Cannabis-Anbau, der euch durch die wichtigsten Phasen des Anbaus führt und euch eine Übersicht aller nötigen Informationen bereitstellt, damit ihr eure eigenen Cannabis-Pflanzen anbauen könnt. Bitte beachtet, dass es zu jedem Punkt noch viel mehr zu Wissen gibt, und wir euch hier einen ersten Einblick in die spannende Welt des Cannabisanbuas geben wollen. Vom Samen bis zur Ernte könnt ihr euch hier mit ersten Informationen belesen. Und keine Sorge, das Anbauen von Cannabis auf der Fensterbank ist auch für Anfänger nicht zu allzu schwer. 

Bevor ihr jedoch beginnt, stellt immer sicher, dass ihr den gesetzlichen Anforderungen folgt und euch nicht unwissentlich strafbar macht, indem ihr zu viele Pflanzen anbaut!

Zuerst einmal müsst ihr euch entscheiden, ob ihr mit den Samen anfangen wollt oder etwas später mit den Stecklingen. In diesem Artikel werden wir mit den Samen beginnen.

Bild eines Neurons als Teil des Nervensystems

Cannabis Samen

1. Die Wahl der richtigen Cannabis-Samen

Der Erfolg eures Anbaus beginnt mit der Auswahl der richtigen Samen. Solltet ihr Bedenken haben, direkt mit den Samen anzufangen, könnt ihr auch stattdessen gleich mit einem Steckling beginnen.

Cannabis gibt es in vielen verschiedenen Sorten, jede mit ihren eigenen spezifischen Wachstumsbedingungen, Blütezeiten und Cannabinoidzusammensetzungen und deren daraus resultierenden Effekten. Überlegt euch, ob ihr Indica, Sativa oder Hybrid-Sorten anbauen möchtet.

Indica-Sorten neigen dazu, kürzer und buschiger zu sein und eignen sich daher gut für den Anbau in Innenräumen, während Sativa-Sorten oft größer werden und mehr Licht benötigen, was sie ideal für den Außenanbau machen, wenn einem mehr Platz zur Verfügung steht. Die Größe der Pflanze später hängt oft davon ab, wie viel Platz die Wurzeln im Topf haben. Überlegt euch also, wieviel Platz euch genau zur Verfügung steht um eure Cannabispflanze anzubauen.

Ein anderer Faktor für Größe und Wachstum der Cannabispflanze kann auch von einer anderen Art des Anbaus beeinflusst werden, welche als Hydroponik bekannt ist. Da es sich bei dieser Art des Anbaus aber um eine weitere, sehr spezifische Art des Anbaus handelt und viel Detail verdient, werden wir hier in diesem Artikel nicht weiter darauf eingehen. Sollte euch Hydroponik interessieren, findet ihr online mehr Informationen.

Die Samen könnt ihr beispielsweise in einer sogenannten Samenbank innerhalb der EU (aber außerhalb von Deutschland) online erwerben. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes könnt ihr dann auch Samen und Stecklinge direkt aus einem Cannabis Social Club abholen; dafür ist es nicht einmal erforderlich, Mitglied zu sein. Um einen Club in eurer Nähe finden zu können, könnt ihr auch unsere Hanf-App verwenden und einen passenden Club suchen und kontaktieren.

Einige Cannabissorten sind besser für Anfänger geeignet als andere. Zum Beispiel blühen sogenannte Autoflower-Pflanzen automatisch, unabhängig vom Licht, und können oft schon nach 2-3 Monaten geerntet werden, jedoch mit möglicherweise geringerer Blütenanzahl. Sativa-Pflanzen benötigen oft höhere Temperaturen als Indica-Pflanzen.

2. Die Vorbereitung des Anbaus

Hanfpflanzen benötigen grundsätzlich sechs Dinge, die vor dem Anbau bedacht werden sollten:

- Der richtige Boden zum Einpflanzen der Samen: Wichtig ist die richtige Wahl der Erde; am Besten holt ihr diese direkt aus einem Growshop, um die richtige Zusammensetzung von Nährstoffen im Boden zu haben. Die Erde sollte mehrere dieser Bestandteile enthalten: Guan, Torf, Wurmkompostierung, Kompost, Braunkohle, Kokosfasern und/oder Perlit. Die Erde für den Anbau sollte einen pH-Wert zwischen 6,0 und 7,0 haben, damit eure Cannabis-Pflanze Nährstoffe aufnehmen kann.
- Ausreichend Licht: egal ob natürlich oder das adäquate künstliche.
- Wasser: Der richtige pH-Wert ist hier wichtig, um den pH-Wert des Bodens aufrechtzuerhalten und sollte zwischen 6,0 und 7,0 liegen.
- Luft: Frische Luft mit ein wenig Luftzug; wichtig ist hier auch, dass die Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 70% beträgt.
- Temperatur: Nicht zu kalt, nicht zu heiß; oft wächst eine Cannabis-Pflanze am besten zwischen 21 und 27 Grad.
- Nährstoffe: Die drei wichtigsten Nährstoffe sind Stickstoff, Phosphor und Kalium, welche auch später in Form von Dünger hinzugefügt werden können. Sekundäre Nährstoffe sind Calcium, Schwefel und Magnesium.

Growkits sind hier besonders für Anfänger zu empfehlen, da sie meist alles enthalten, was für den Eigenanbau benötigt wird.

Egal ob beim Anbau im Garten oder im Haus, beide Anbaumethoden haben Vor- und Nachteile. Ein Anbau im Garten ist oft kostengünstiger, während der Innenanbau mehr Kontrolle über Licht und Umgebung bietet. Auch werden Pflanzen im Garten oft größer und brauchen mehr Platz, aber können somit auch einen höheren Ertrag bringen.

Es gilt jedoch immer, egal ob im Garten oder im Haus, einen Platz mit viel Sonne zu wählen.

Bild eines Neurons als Teil des Nervensystems

Cannabis Keimling

3. Aussaat und Keimung

Sobald euer Anbauraum oder -platz vorbereitet ist, könnt ihr mit der Aussaat beginnen. Die Keimung der meisten Cannabis-Samen beginnt üblicherweise innerhalb von 24 bis 72 Stunden. Dieser Zeitraum ist abhängig von Samenart und Wachstumsbedingungen und kann daher in einigen Fällen auch länger dauern. Verschiedene Keimungsmethoden wie die Verwendung von Torfquelltöpfen oder das direkte Einpflanzen in die Erde können angewendet werden. Wichtig ist, die Samen nicht zu tief einzupflanzen und den Boden feucht, aber nicht nass zu halten, da die Wurzeln sonst faulen oder ersticken können.

Nach ca. 7 Tagen sollte ein Sämling zu sehen sein.

Wenn ihr euch für den Anbau im Haus entschieden habt, stellt euren Topf am besten in der Nähe eines Fensters auf, um das Haus gut zu belüften.

4. Vegetationsphase

Achtet in dieser Phase besonders auf die richtige Nährstoffzufuhr und reguliert auch die Wasser- und Lichtzufuhr entsprechend. In der Vegetationsphase benötigen eure Pflanzen viel Licht (18-24 Stunden pro Tag) und eine stabile Umgebung, um gesund zu wachsen. In dieser Zeit könnt ihr Techniken wie Topping oder LST (Low Stress Training) anwenden, um das Wachstum zu fördern und die Erträge zu maximieren. Beim LST werden die Äste eurer Cannabispflanze leicht nach unten gebogen und festgebunden, damit mehr Licht die Pflanze erreicht. Aber Vorsicht, biegt die Äste eurer Pflanzen nicht zu stark, um Abbrüche zu verhindern. Während des Toppings wiederum werden die Triebspitzen der Pflanze abgeschnitten, um eine kleinere und kompaktere Pflanze heranwachsen zu lassen. Hier hat die Cannabispflanze dann zwei Haupttriebe, an denen Blüten wachsen können.

Bild eines Neurons als Teil des Nervensystems

Cannabisblüte

5. Blütephase

Reduziert die Lichtzufuhr auf 12 Stunden pro Tag, um die Blüte zu stimulieren. In dieser Phase benötigen die Pflanzen weniger Stickstoff, aber mehr Phosphor und Kalium. Überwacht die Pflanzen sorgfältig auf Anzeichen von Schädlingen und von Nährstoffmängeln, was euch oft durch die Blattfarbe angezeigt werden kann und reagiert entsprechend.

6. Ernte und Nachbereitung

Es ist entscheidend, die richtige Erntezeit zu erkennen, um die Qualität des Endprodukts zu gewährleisten. Die meisten Sorten sind erntereif, wenn die Trichome milchig weiß bis bernsteinfarben sind. Nach der Ernte müssen die Blüten getrocknet und ausgehärtet werden, um den Geschmack und die Potenz zu verbessern.

Die Blüten können jetzt oder nach dem Aushärtungsprozess getrimmt werden, wobei es oft empfohlen wird, die Blüten feucht zu trimmen, das heißt vor dem Trocknen. Gebogene Trimmscheren können den Prozess hierbei einfacher machen. Schneidet die Zweige nahe des Sprossknotens ab. Es ist empfehlenswert dabei Latexhandschuhe zu tragen um Harz an den Händen zu vermeiden. Entfernt danach die kleinen Zuckerblätter (Blätter, die rund um Knospen und Blüten wachsen), aber Vorsicht, dass ihr die Blüte nicht beschädigt. Sollte es euch interessieren, könnt ihr die Zuckerblätter auch aufheben und später für Dinge wie frischen Tee, eine Tinktur oder Cannabutter verwenden.

Um den Trocknungsprozess zu starten, ist es empfehlenswert, den Stiel durchzuschneiden und die größeren Blätter zu entfernen, bevor die Pflanze kopfüber an einem dunklen Ort zum Trocknen aufgehängt wird. Wichtig ist bei diesem Schritt, dass in dem Raum, wo die Trocknung stattfindet, eine gute Luftzirkulation besteht.

Der Trocknungsprozess dauert in der Regel 1-2 Wochen, gefolgt von einem Aushärtungsprozess, der mehrere Wochen dauern kann. Diese Prozesse sind wichtig, um Schimmel zu vermeiden. Während des Trocknungsprozesses den Blüten Feuchtigkeit entzogen werden, werden während des Aushärtungsprozesses wiederum die Blüten reifen und ihren Geschmack und Aroma entwickeln. Ihr wisst, dass eure Blüten trocken genug sind, um mit der Aushärtung zu beginnen, wenn ihr versucht, einen kleinen Zweig zu verbiegen. Bricht der Zweig, sind eure Blüten trocken genug, lässt er sich verbiegen, müsst ihr noch ein wenig warten. 

Ist die Trocknung abgeschlossen und ihr es noch nicht getan habt, trimmt jetzt eure Triebe mit den Blüten, und lagert sie für etwa 4-8 Wochen in einem verschließbaren Container, den ihr 1-2 mal täglich öffnen müsst um die Blüten zu überprüfen und um Schimmelbildung zu vermeiden. Solltet ihr eine Blüte finden, an der Schimmel entsteht, entfernt diese sofort. Je länger ihr während der Aushärtung wartet, desto besser schmecken später eure Blüten.

Alles, was dann noch fehlt, sind eure Lieblings-Cookies, und die Blüten eurer harten Arbeit zu genießen.

Fazit

Der Anbau von Cannabis erfordert Geduld, Sorgfalt und ein gewisses Maß an Wissen. Mit der richtigen Vorbereitung und Aufmerksamkeit könnt ihr jedoch hochwertiges Cannabis aus eigenem Anbau ernten. Beachtet stets die legalen Bestimmungen in eurem Land oder eurer Region, bevor ihr mit dem Anbau beginnt. Unterhaltet euch vielleicht mit einem Grower oder belest euch über die einzelnen Schritte in mehr Detail und mit etwas Übung werdet ihr bald in der Lage sein, eure eigene Cannabis-Ernte einzubringen und eure eigenen Blüten zu genießen.

Bild eines Neurons als Teil des Nervensystems

Getrocknete und getrimmte Cannabisblüten